Ein Musikerleben
Der Komponist,Saxofonist, Bandleader und Musikpädagoge Remy Filipovitch wurde in Vilnius in eine litauisch-polnische Musikerfamilie, Vater Orchesterdirigent, geboren.
Jazz interessierte ihn bereits sehr früh, vor allem das damals beliebteste Instrument
dieser Musikgattung, Saxofon.
Noch in der Schulzeit gehörte er zu einer Gruppe von Gleichgesinnten, die im Jugendclub Jazz spielte und an Sessons teilnahm. Daraufhin folgte eine Einladung vom Lietuvos Radijas (Litauischer Rundfunk) ins Aufnahmestudio. Mit von der Partie: Wjatscheslaw Ganelin, später international bekannt gewordenener Pianist und Komponist. So entanden die ersten Jazzaufzeichnungen zeitgenössischen Jazz in Litauen.
Nach dem Abitur bereiste er zunächst die Halbinsel Krim. Wegen seiner Fremdsprachen-kenntnisse wurde er dort als Reiseleiter des internationalen „Sputnik Youth Camp“ engagiert. Sein Arbeitsvertrag beinhaltete auch die Verpflichtung zur Teilnahme als Saxofonist im Werks-Musikensemble.
Warschau war die nächste Station. Am Fryderyk-Chopin-Konservatorium studierte er Musikerziehung. Instrumentaler Schwerpunkt war neben Klavier Querflöte bei
Prof. Wlodzimierz Tomaszczuk. Abschluss mit Diplom als Lehrer für Musik- und allgemeinbildende Schulen
Kurz nach Aufnahme des Studiums begann die Zusammenarbeit mit Polskie Radio i Telewizja in der mehrjährigen Sendereihe „Blues po polsku“ mit dem Autorenteam
Maciej Zembaty/Janusz Bogacki.
In diese Zeit fiel auch die künstlerische Leitung der Big Band „Stodola“, bestehend aus Berufsmusikern und Musikstudenten - erstes derartiges Ensemble in Polens freier Szene.
Ein weiteres Studium führte ihn an das Berklee College of Music, Boston. Hier konnte er seine Vorbilder - Mitglieder oder Sidemen legendärer Bands - als Lehrer erleben: Gary Burton (Stan Getz, George Shearing), Andy McGhee (Lionel Hampton), Wes Hensel (Les Brown), Lennie Johnson (Count Basie, Quincy Jones). Herb Pomeroy (Charlie Parker), Joseph E. Viola (Boston Symphony Orchestra), Phil Wilson (Woody Hermann).
Das Studium wurde mit „Professional Diploma in Composing & Arranging“, Instrumental-Hauptfach Saxofon, abgeschlossen.
Neuer Standort wurde Essen/Ruhrgebiet. Es folgte eine Festanstellung an der Folkwang Musikschule. Um diese Zeit wurde er Gründer und erster Leiter der Big Band der Volkshochschule Essen (die bis heute existiert) sowie Mitglied der Gruppe Noctett.
Parallel zur pädagogischen Arbeit begann die ca. 10-jährige Zusammenarbeit als Bühnenmusiker mit dem „Musiktheater im Revier“, Gelsenkirchen und anderen städtischen Theatern bundesweit (Saxofone, Klarinette, Querflöte).
Auf Anfrage von Dekan Prof. Pierre W. Feit übernahm er einen Lehrauftrag an der Folkwang Hochschule für Musik in Essen (siehe Hochschultätigkeit).
Das Angebot des Senders Freies Berlin, Mitglied der Paul Kuhn Big Band zu werden, unterbrach die sich anbahnende akademische Laufbahn. Höhepunkte dieser Zusammenarbeit waren Tourneen nach Kalifornien (Hollywood Paladium, Anaheim, Los Angeles) und in die Schweiz. Fernsehauftritte und Schallplattenaufnahmen, hauptsächlich in Berlin, Köln, München (ARD) und Wiesbaden (ZDF), schlossen sich an.
Nach Auflösung der SFB Big Band begann die Phase als Studiomusiker, hauptsächlich in Verbindung mit den Klangkörpern des Kölner Senders: Harald Banters WDR Media Band, WDR Funkhausorchester, Gastspiele in der WDR Big Band sowie Ensemble „Vier plus sechs“. Das ermöglichte die Zusammenarbeit mit namhaften internationalen Solist/innen aus den Bereichen Jazz, Popularmusik und Operette.
Auch eigene Projekte wurden nicht vernachlässigt: Das Remy Filipovitch Quartett überdauerte Jahrzehnte und ist bis heute aktiv. Auftritte in Deutschland und Europa. Das Repertoire des Quartetts besteht größtenteils aus Kompositionen des Bandleaders und des Pianisten Thomas Hufschmidt. Illustre Gäste und Solisten des Quartetts sowie aktuelle Besetzung finden Sie hier.
Zur Ergänzung können Sie auch das R.-F.-Portrait des Jazz-Kritikers Hans-Jörg Hussong lesen.