Freitag, 22.9.2023 19:30 Uhr Über die letzte Grenze Fünf Wochen nach seinem letzten Live-Konzert ist Remy Filipovitch am 27. Mai 2018 Remy Filipovitch wurde am 21. April 1946 im seinerzeit der Sowjetunion einverleibten Litauen geboren. Dort entdeckte der Sohn eines litauischen Orchesterleiters und Von hier aus startete er bis zuletzt zu seinen zahlreichen Engagements im In- und Ausland. Grenzen beeindruckten ihn nicht, schon gar keine musikalischen Grenzen. Die Liste der Ensembles und Musiker, mit denen er spielte und Aufnahmen machte, Die letzte Ehre geben Angehörige, Freunde und Fans dem Verstorbenen mit einer Gedenkfeier am 14. Juni um 11 Uhr in der Evangelischen Kirche am Markt in |
Der Komponist, Saxofonist, Bandleader und Musikpädagoge Remy Filipovitch wurde in Vilnius in eine litauisch-polnische Musikerfamilie, Vater Orchesterdirigent, geboren.
Am Fryderyk-Chopin-Konservatorium Warschau studierte er Musikerziehung, Klavier und Querflöte mit abschließendem Diplom als Lehrer für Musik- und allgemeinbildende Schulen.
Ein weiteres Studium führte ihn an das Berklee College of Music, Boston , wo er einen Abschluss mit "Professional Diploma in Composing & Arranging", Instrumental-Hauptfach Saxofon machte.
Seine Lehrer waren Mitglieder/Sidemen legendärer Bands - Gary Burton, Andy McGhee, Wes Hensel, Lennie Johnson, Herb Pomeroy, Joseph E. Viola, Phil Wilson.
Neben einer Festanstellung an der Folkwang Musikschule Essen hatte er eine 10-jährige Zusammenarbeit als Bühnenmusiker mit dem "Musiktheater im Revier", Gelsenkirchen und anderen städtischen Theatern bundesweit (Saxofone, Klarinette, Querflöte).
Auf Anfrage von Dekan Prof. Pierre W. Feit erhielt er einen Lehrauftrag an der Folkwang Hochschule für Musik in Essen. Später kam ein weiterer Lehrauftrag an der Universität Duisburg-Essen dazu.
Auch kam ein Angebot des Senders Freies Berlin, Mitglied der Paul Kuhn Big Band zu werden. Daran schloss sich eine Phase als Studiomusiker an, hauptsächlich in Verbindung mit den Klangkörpern des Kölner Senders: Harald Banters WDR Media Band, WDR Funkhausorchester, Gastspiele in der WDR Big Band sowie im Ensemble "Vier plus sechs". Außerdem kam es zur Zusammenarbeit mit namhaften internationalen Solist/innen aus den Bereichen Jazz, Popularmusik und Operette.
Zu eigenen Projekten zählt u.a. das Remy Filipovitch Quartett. Es überdauerte Jahrzehnte und ist bis heute aktiv - mit Auftritten in Deutschland und Europa.
Informationen zu weiteren Projekten können Sie hier erhalten. Eine ungekürzte Fassung der Biografie finden Sie hier.
Als Ergänzung empfiehlt sich das Remy-Filipovitch-Portrait
des Jazzkritikers Hans-Jörg Hussong.
Remy Filipovitch spielte und/oder ist auf Aufnahmen mit folgenden Künstlern zu hören:
Deutschland/International - U- & Popularmusik, Musical, E-Musik, Neue Musik, Oper:
Peter Alexander, Harald Banter, Gilbert Bécaud, Roy Black, Howard Carpendale,
David de Villiers, Katja Ebstein, Frank Elstner, Rex Gildo, Franz Grothe, Gitte Haenning,
Peter Hoffmann, Horst Jankowski, Bibi Johns, Udo Jürgens, Harald Juhnke,
Gershon Kingsley, Ferdy Klein, Piet Klocke, Hildegard Knef, René Kollo, Paul Kuhn,
Jan Latham-König, Bruce Low, Ute Mann Singers, Tilo Medek, Angelika Milster,
Olivia Molina, Rolf-Hans Müller, Werner Müller, Liselotte Pulver, Deborah Sasson,
Gloria Scalchi, Heinz Schachtner, Heinz Schönberger, Ralph Siegel, Anja Silja,
Ingrid Steeger, Lena Valaitis, Heinz Wallberg
Deutschland/Europa - Jazz:
Bobby Burgess, Glen Buschmann, Laco Deczi, Kurt Edelhagen, Rolf Ericson,
Jon Eardley, Bora Roković, Dieter Reith, Big Fletchit, Ali Haurand, Horst Jankowski,
Willy Ketzer, Nguyen Le, George Maycock, Mark Murphy, Walter Norris, Al Porcino,
Bill Ramsey, Jerry van Rooyen, Manfred Schoof, Ludek Svabenský, James Towsey,
Leo Wright, Ronnie Stephenson, Caterina Valente, Helmut Zacharias
USA - Jazz:
Gary Burton, Ted Curson, Alan Dawson, Jon Eardley, Phil Harper, Chuck Israels,
Dick Johnson, Claudio Roditi, Raul de Souza, Miroslav Vitous, Kenny Werner,
Jiggs Whigham, Leo Wright
Polen - Jazz/Pop:
Michal Baranski, Czeslaw Bartkowski, Jerzy Bartz, Ewa Bem, Marek Blizinski,
Janusz Bogacki, Wladyslaw Dobrowolski, Roman Dylag, Wieslaw Ejssmont,
Czerwone Gitary, Grzegorz Grzyb, Krzysztof Herdzin, Zbigniew Jaremko,
Slawek Jaskulke, Mieczyslaw Kosz, Andrzej Kurylewicz, Henryk Majewski,
Zbigniew Namyslowski, Czeslaw Niemen, Sergiusz Perkowski, Zbigniew Seifert,
Janusz Sidorenko, Arek Skolik, Kuba Stankiewicz, Tomasz Stanko, Janusz Stefanski,
Big Band Stodola, Olo Walicki, Dominik Wania, Janusz Zabieglinski, Maciej Zembaty
Litauen, Lettland, Russland/UdSSR - Jazz:
Arturas Anusauskas, Osvaldas Balakauskas, Slava Ganelin, Slava Jantsa,
Boris Larionov, Gediminas Laurinavicius, Sergey Martynov, Alexander Melnik,
Liudas Mockunas, Oleg Molokoedov, Liudas Shaltenis, Leonid Shinkarenko,
Alexander Trenin, Wladimir Cherepanov, Walerij Nelepa, Vladimir Presnyakov Sr.,
Raymond Raubisko, Juozas Sadauskas
Remy Filipovitch "Furniture"
Album Records
Diesen Furor, den kennt man von ihm so nicht. Wie er quasi in jeder der zwölf Improvisationen aus sich heraustritt, sich, da Coltranes unzweifelhafter Adept, erhebt und uns mit ihm letztlich. Remy Filipovitch (Tenorsaxophon; Komponist und Musikpädagoge, im Mai 2018 72-jährig verstorben) gilt an sich als ein treuer Anhänger des zwar modernen, doch des Jazz eher klassischen Zuschnitts. Das Wissen darum kommt dieser CD gewiss zugute, das ist das Fundament, von dem aus Filipovitch bombensicher operiert. Operiert im Trio mit dem äußerst wandelbaren Bassisten Walfried Böcker und dem litauischen Baritonsaxophonisten Liudas Mockunas. Wie sich die Saxspieler hier gegenseitig befeuern, das ist schon eine Schau und nicht nur bisweilen aufwühlend. Man meint fast, Vandermark im Duo mit Gustafsson vor sich zu haben. Turbulenz wie Emphase werden jedenfalls ohne jedwede Hemmung herausgekehrt man ist free im afroamerikanischen Sinne gar. Bis auf das letzte Stück, Coltranes Some Other Blues , das straight und aus einem Guss kommt. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2011. Was Filipovitch so lange abhielt, sie zu veröffentlichen und sich doch anders, drastischer, damit auch vielfältiger zu positionieren, bleibt schlussendlich im Dunkeln. Traute er sich nicht? Im Werkkatalog dieses großen, offenbar sehr unengmaschigen Künstlers ist sie eine Ausnahme und wird es wohl bleiben. Wie schade.
Gabriel Aniol, Jazzpodium 10/2019
„Ein großartiges Dokument der Erinnerung! Eine wirklich excellente CD, die erneut bewusst macht, was für ein großartiger Musiker Remy doch war.“
Bert Noglik, MDR
All That Jazz
Kurz vorgestellt: aktuelle Jazz-Produktionen aus Europa.
... Die Trouvaille der Saison stammt aber vom 2018 verstorbenen Remy Filipovitch, der trotz unzähliger Meriten ob seiner unglaublich bescheidenen Art nie die ihm gebührende Anerkennung fand. Was sich mit dem bereits 2011 eingespielten „Furniture“ (Album Records 1902) ändern könnte, das den sonst so geschmeidigen Tenorsaxophonisten nun posthum von einer ganz anderen Seite zeigt. Nämlich im Trio mit Liudas Mockunas (bs., ts.) und dem Bassisten Walfried Böcker als kraftvoll-gewitzten Avantgarde-Improvisator eigener Gnaden, was selbst für Kenner ein echtes Erlebnis ist.
Sven Thielmann, Hifi & records, Ausg. 3/2019
Remy Filipovitch Ensemble "Good Times"
Album Records AR 1501
![]() Foto: Jazzpodium Eine sehr sorgfältig geplante Produktion. Erstklassig aufgenommen und abgemischt, eingespielt von einer auf allen Positionen hervorragend besetzten Band. Mehr oder weniger bekannten Standards hat Remy Filipovitch moderne, zum Teil auch |
modische Arrangements verpasst. Flirts mit der Popmusik sind unüberhörbar, wirken aber nicht anbiedernd. Die Sängerin Mara Minjoli spürt in ihren Phrasierungen nicht nur den musikalischen Gedanken sondern auch dem Gehalt der Lyrics nach. Ihr gelingt das Kunststück, aus Textzeilen, die im Original manchmal fast banal daher kommen, lakonische Spitzen zu feilen. Glanzlichter setzen die knappen Saxophon-Soli von Bandleader Remy Filipovitch. Er spielt sein Tenorsaxophon ohne Pathos mit weittragendem Ton und zugleich sehr intim. Die Melodielinien erscheinen schlicht und eingängig, offenbaren aber beim genaueren Hören Raffinesse und Tiefe - zurückgenommen und zugleich expressiv, die Kunst eines reifen Künstlers, der mit wenigen Tönen viel zu sagen versteht, eines Musikers der sich und seinem Publikum nichts mehr beweisen muss. Jazzpuristen, denen eingängige Musik suspekt ist, mögen die CD unter der Rubrik "Easy Listening" ablegen. Tatsächlich wird diese Produktion auch Hörer ansprechen, die sonst mit Jazz wenig anfangen können. Auch Kennern wird sie in die Ohren putzen. Es ist wie mit einem tollen Kinderbuch, das junge Leser begeistert, an dem aber auch ältere ihren Heidenspaß haben. Hans-Jörg Hussong |